Da kannte die Freude keine Grenzen mehr. Italien bejubelt den zweiten Europameistertitel nach 1968.
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Offensivdrang
Überraschend mutig ging es bei dieser Euro zu. Mannschaften mit Offensivambitionen wurden belohnt, insgesamt gab es den höchsten Torschnitt (2,78 Tore pro Spiel) seit Einführung der Gruppenphase 1980.
Flügelspieler
Die Außenverteidiger und -angreifer setzten viele entscheidende Duftmarken. Raheem Sterling(ENG), Leonardo Spinazzola(ITA), Denzel Dumfries(NED) und Joakim Maehle(DEN) gehörten zu den auffälligsten Spielern dieser EM.
ÖFB-Team
David Alaba und Co. sorgten zum Auftakt für den ersten österreichischen Erfolg bei einer Euro und zogen erstmals seit der WM 1954 bei einem großen Turnier in eine K.o.-Phase ein.
Dänemark
Zuerst bangte ganz Fußball-Europa um Christian Eriksen, der auf dem Feld einen Herzstillstand erlitten hatte. Dann folgte der herzerfrischende Lauf der Dänen bis ins Halbfinale, der Erinnerungen an den sensationellen Titelgewinn 1992 wach werden ließ.
Cristiano Ronaldo
Zur erfolgreichen Titelverteidigung mit Portugal reichte es nicht, doch Ronaldo eroberte den Torschützentitel(5 Tore und 1 Assist) und hat zudem insgesamt die meisten Treffer (14) bei Europameisterschaften erzielt und die meisten Einsätze bei Euros.
Gruppe E
Mit Frankreich, Portugal und Deutschland spielten die jüngsten drei Turniersieger in der „Horrorgruppe“. Jedoch kam kein Team weiter als ins Achtelfinale.
Kylian M´Bappe
Der 22-Jährige Franzose war der designierte Topstar dieser EM. Doch ohne Torerfolg ging es ins Achtelfinal-Spiel gegen die Schweiz, in dem M´Bappe den entscheidenden Elfmeter vergab und zum tragischen Helden avancierte.
Türkei
In der Qualifikation hatte man noch Frankreich geschlagen, 23 Punkte aus zehn Spielen geholt und nur drei Gegentreffer kassiert. Bei der EM war mit null Punkten und 1:8-Toren nach der Vorrunde Endstation.
UEFA
Der Druck auf Dänemark nach dem Eriksen-Kollaps, das Abwälzen der Verantwortung in der Corona-Frage auf lokale Behörden, dazu das Verbot der Regenbogenfarben. Die UEFA schoss sich etlichen Eigentore.
Eigentore
Apropos Eigentore. Der neue Höchstwert scheint unüberbietbar. Elfmal lenkten Spieler den Ball ins eigene Tor, öfter als bei allen bisherigen Europameisterschaften zusammen. Da waren es nur neun.
Modus
Die Aufstockung auf 24 Teams brachte wie immer das Problem mit sich, dass manche Teams tagelang warten müssen, ob sie ins Achtelfinale einziehen oder doch ausscheiden. Trotzdem will die UEFA auch 2024 in Deutschland an diesem Modus festhalten. 2028 soll sogar auf 32 Mannschaften aufgestockt werden. Ob dann eine Qualifikation noch Sinn macht, ist eine andere Frage.
12.07.2021
Das Finale
Es war alles angerichtet für England erstmals seit 1966 (damals WM) einen großen Titel „nach Hause“ zu holen. Über 67 000 Fans im Wembley sollten für die nötige Stimmung sorgen und nahezu ganz England stand hinter seinem Team. Es begann auch bestens mit dem Treffer von Luke Shaw nach nicht einmal zwei Minuten. Es sollte allerdings der einzige Lichtblick in diesem Finale für England bleiben. Italien wurde von Minute zu Minute stärker und in der zweiten Halbzeit, genauer gesagt in der 67.Minute gab es dann die Belohnung. Leonardo Bonucci staubte zum 1:1-Ausgleich ab. Danach passierte nichts mehr Nennenswertes bis zum Elfmeterschießen. Dort sollten einigen Spielern die Nerven versagen. Bei England verschossen mit Rashford, Sancho und Zaka sogar drei Spieler hintereinander ihre Elfer und somit war der zweite Europameistertitel der Italiener perfekt.
Geldregen für Italien
Europameister Italien kassierte für den Titelgewinn die maximal mögliche Summe von 28,25 Millionen Euro. 9,25 Millionen gab es als Startgeld für jede Mannschaft. Für die drei Siege in den Gruppenspielen verbuchte die Squadra Azzurra jeweils eine Million Euro. Der Achtelfinal-Einzug brachte 1,5 Millionen, der Sprung in die nächste Runde weitere 2,5 Millionen. Für das Halbfinale erhielten die Italiener noch einmal vier Millionen und für den Turniersieg wurden abschließend acht Millionen Euro in die Kasse gespült.
12.07.2021
Casper Schmeichel streckte sich nach Harry Kanes Elfmeter, doch der Tottenham-Star war im Nachschuss erfolgreich.
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Die Viertelfinals
Während bereits im Viertelfinale die beiden Topfavoriten Belgien und Italien aufeinandertrafen, hatte England mit der Ukraine ein eher gemütliches Los. Das Match der Azurri gegen die roten Teufel war eigentlich schon ein vorgezogenes Finale. Das Tempo und der Spielwitz in dieser Partie sollten von keiner anderen Paarung mehr getoppt werden.
England dagegen war der Ukraine in jeder Hinsicht haushoch überlegen und am Ende war ein 4:0 sogar noch gnädig.
Im Viertelfinale zweier gefährlicher Außenseiter setzte sich Dänemark Dank eines starken Kollektives mit 2:1 gegen Tschechien durch. Spanien mühte sich dagegen bis ins Elfmeterschießen gegen die Schweiz, das dann doch mit 3:1 zugunsten der Iberer endete.
04.07.2021
Die Halbfinals
Im Halbfinale regierte nur noch die Vorsicht. Beide Finalisten hatten ihrerseits etwas Glück mit dem Aufstieg ins Finale. Italien war gegen Spanien in 120 Minuten doch klar unterlegen, aber die Azurri retteten ein 1:1 und erreichten das Elfmeterschießen, das sie dann doch mit 4:2 gewannen. Für England war das Match nach der Verlängerung schon geschafft. Allerdings sorgte ein umstrittener Elfer für den Sieg der Three Lions, zudem war Harry Kane erst im Nachschuss tatsächlich erfolgreich.
Weiße Trikots fast unschlagbar
Wer weiß trägt, ist offenbar im Vorteil. Weiße Dressen in den Ko-Duellen waren in der EM-K.o.-Phase ein großer Glücksbringer. Elfmal trat ein Team in den Spielen des Achtel-, Viertel- und Halbfinals mit weißen Trikots an und zehn gewannen. Nur Spanien musste sich im Elfmeterschießen den in blau spielenden Italienern geschlagen geben.
Dagegen hatten es Teams mit roten Trikots schwer: von sechs gewann mit Belgien (gegen Portugal) nur eine. Danach unterlagen die Belgier Italien, das an diesem Tag in weiß spielte. Besonders kurios war diese Erkenntnis für Tschechien und die Schweiz. Beide hatten im Achtelfinale in weiß gesiegt und scheiterten dann im Viertelfinale mit roten Trikots an weiß gekleideten Mannschaften.
Im Finale wird England voraussichtlich in weiß spielen und Italien in blau. Doch einzig die Italiener wissen bisher auch, wie man weiß angezogene Mannschaften besiegen kann.
07.07.2021
Hier herrschte Ratlosigkeit zwischen dem spanischen Torhüter Unai Simon und seinen Teamkollegen. Ein kurioses Eigentor brachte den 0:1-Rückstand gegen Kroatien. Es war bereits das neunte bei dieser EM.
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Aus der sogenannten Todesgruppe hat quasi niemand überlebt
Die Gruppe F der Vorrunde wurde als „Todesgruppe“ bezeichnet. Mit Weltmeister Frankreich, Titelverteidiger Portugal, Deutschland und Außenseiter Ungarn war Spannung garantiert. Viele Leute sprachen schon von vorgezogenen Finalspielen.
Portugal war das erste Team, das im Achtelfinale antreten musste und scheiterte an Topfavorit Belgien mit 0:1. Superstar Cristiano Ronaldo bleibt also bei fünf Turniertreffern und Portugal kann seinen Titel von 2016 nicht verteidigen.
Frankreich war für viele Experten und auch für die meisten Fans der Favorit auf den Titel schlechthin. In der Runde der letzten 16 sah es gegen die Schweiz auch lange sehr gut aus. Bis zur 82.Minute führten Les Blues in Bukarest mit 3:1. Frankreich musste jedoch tatsächlich in die Verlängerung, nachdem man die Schlussphase komplett verschlief. Im Elfmeterschießen setzte sich die Nati mit 5:4 durch. Ausgerechnet der 160-Millionen-Euro-Mann Kilian M´bappe traf aus elf Metern nicht ins Netz. Für Frankreich ging eine beeindruckende Serie zu Ende. So haben sie seit 1960, als man Jugoslawien 4:5 unterlag, nie mehr drei Treffer in einem K.o.-Spiel bei einer Euro kassiert.
Für die Schweiz war es dagegen der erste Sieg in einem Elfmeterschießen bei großen Endrunden überhaupt. Davor gab es drei Niederlagen. Zudem war es der erste volle Erfolg in einem K.o.-Spiel seit der WM 1938.
Löw-Ära endet nach 198 Länderspielen
Deutschland erwischte es ebenso bereits im Achtelfinale. Teamtrainer Jogi Löw, der nach 15 erfolgreichen Jahren bereits im März seinen Rücktritt bekanntgab, konnte seine Mannschaft zwar motivieren zu kämpfen, aber spielerisch war das zu wenig. Vor allem gegen England im Achtelfinale kamen die Deutschen kaum zu Chancen und kassierten in der Schlussphase zwei Treffer. Damit war die Ära des legendären Trainers nach 198 Länderspielen tatsächlich zu Ende. Für England war es ein weiterer Schritt in Richtung Finale im Wembley-Stadion. Außerdem haben die Three-Lions als einzige Mannschaft immer noch kein Gegentor hinnehmen müssen.
Österreich verpasst die Sensation
Die Rollen waren vor dem Spiel Österreich gegen Italien klar verteilt. Italien war vor der Partie 30 Matches ungeschlagen, zudem gab es elf Spiele kein Gegentor mehr. Österreich machte es dem Favoriten aber extrem schwer. Am Ende ging Italien zwar als Sieger (2:1 nach Verlängerung) vom Platz, aber die Torsperre der Italiener wurde nach 1169 durch Sasa Kalajdzic endgültig gebrochen. Österreich war immerhin erstmals seit 1954 bei der WM wieder in seinem K.o.-Spiel bei einer großen Endrunde.
Spanien macht sich das Leben selbst schwer
Schon in der Vorrunde verschoss Spanien eine Großchance nach der nächsten. Selbst die Elfmeter wollten nicht ins Tor. Im Achtelfinale gegen Kroatien war das Team von Luis Enrique wieder überlegen und schaffte das Kunststück, den Kroaten per Eigentor zum 0:1 zu verhelfen. Einen Rückpass von Pedri konnte Torhüter Unai Simon nicht stoppen und so ging Kroatien kurios in Führung. Die Spanier spielten im Anschluss groß auf und drehten die Partie. Nach dem 3:1 durch Torres in der 77.Minute schien alles klar, doch Kroatien schlug beeindruckend zurück und schaffte den Einzug in die Verlängerung. Dort hatte aber Spanien den längeren Atem. Am Ende war es das Spiel mit den zweitmeisten Toren der Geschichte bei Europameisterschaften. Nur beim Spiel Frankreich gegen Jugoslawien (4:5) 1960 waren mehr Treffer gefallen.
Die Niederlande verlernten das Fußballspielen
In der Gruppe noch perfekt unterwegs, im Achtelfinale ausgeschieden. So lautet die Bilanz von Oranje. Gegen Tschechien verloren die Niederlande sang- und klanglos mit 0:2. Keinen einzigen Torschuss gaben die Stars rund um Depay und Wijnaldum im Achtelfinale ab. Somit war das Ziel „Titelgewinn“ früh abgehakt. Tschechien erwies sich einmal mehr als Angstgegner für die Niederlande, denn fünf der letzten sieben Länderspiele haben die Tschechen für sich entschieden. Teamtrainer Frank de Boer gab übrigens einen Tag nach dem Aus seinen Rücktritt bekannt.
Dänemark einmal mehr souverän
Die Dänen schleichen leise in Richtung Sensation. Gegen Wales gab man sich im Achtelfinale beim 4:0 keine Blöße und nun wartet mit Tschechien ein weiterer Gegner auf Augenhöhe. Auch ohne Superstar Christian Eriksen wirkt die dänische Mannschaft auf allen Positionen stabil und kann bei diesen Europameisterschaften definitiv für Furore sorgen.
Ukraine nützt das Glückslos
In der Gruppe lag man noch klar hinter den Niederlanden und Österreich. Nun ist die Ukraine das einzige Team aus diesem Pool, das den Einzug ins Viertelfinale schaffte. Gegen Schweden ging es bis in die Verlängerung und als alle mit einem Elfmeterschießen rechneten, sorgte Dovbyk für das allerentscheidende 2:1. Für die Ukraine war es der zweite Einzug in ein Viertelfinale bei großen Endrunden, nachdem man bei der WM 2006 die Schweiz im Elfmeterschießen bezwang.
30.06.2021
Da waren nicht nur die Akteure am Platz verwundert. Ein Greenpeace-Aktivist landete plötzlich auf dem Spielfeld des Münchner EM-Stadions.
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Es war wohl der größte Schock bei Europameisterschaften
Kurz vor der Pause des Matches Dänemark gegen Finnland (0:1) ging der dänische Superstar Christian Eriksen ohne Fremdeinwirkung zu Boden und erlitt einen Herzstillstand. Dank des schnellen Eingreifens der Einsatzkräfte konnte das Leben des Legionärs von Inter Mailand gerettet werden.
Einige Tage danach bekam der 29-Jährige einen ICD-Defibrillator eingesetzt. Das gab der dänische Verband bekannt. Das kleine Gerät ähnelt einem Herzschrittmacher und wird bei Menschen implantiert, die ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen haben. Das bedeutet nicht, dass Eriksen automatisch seine Karriere beenden muss. Der niederländische Nationalspieler Daley Blind, der ebenso einen Herzschrittmacher eingesetzt bekam, betreibt weiterhin Leistungssport.
Das zweite Spiel der Dänen gegen Belgien (1:2) stand ganz im Zeichen von Inter Legionär Eriksen. Vor dem Anpfiff war auf dem Spielfeld ein überdimensionales Trikot mit der Nummer zehn des Superstars ausgebreitet worden, dann erhielt Kapitän Simon Kjaer ein von allen belgischen Spielern unterschriebenes Trikot mit dem Wunsch „Gute Besserung“ für Eriksen überreicht. Nach zehn Minuten stellten die Akteure, wie vor der Partie von den Teams angekündigt, das Spiel ein, um anschließend gemeinsam mit seinen Spielerkollegen und dem Publikum Eriksen per Applaus Genesungswünsche ins nur 15 Minuten entfernte Rigshospitalet zu schicken.
Nach nur sechs Tagen durfte Eriksen das Krankenhaus auch schon wieder verlassen.
Die dänische Mannschaft packte währenddessen ihre besten Leistungen aus. Danish Dynamite verlor zwar noch knapp gegen Belgien (1:2), schoss dann aber vor eigenem Publikum Russland mit 4:1 vom Platz und zog als Zweiter der Gruppe B noch ins Achtelfinale ein.
Arnautovic jubelte wohl etwas zu heftig
Der 32-Jährige Angreifer soll im Spiel Österreich gegen Nordmazedonien (3:1) nach seinem Treffer zum 3:1 während des Torjubels seinen Gegenspieler Ezgjan Alioski rassistisch beleidigt haben. Arnautovic entschuldigte sich beim Nordmazedonier noch in der Kabine, doch der Verband der Südeuropäer zeigte den China-Legionär bei der UEFA an. Als Konsequenz wurde Arnautovic wegen Beleidigung für ein Spiel gesperrt. „Wir haben unsere Argumente vorgebracht, wir werden die Entscheidung akzeptieren“, sagte ÖFB-Geschäftsführer Thomas Hollerer zu dieser Causa. Marko Arnautovic stand dem österreichischen Nationalteam im Finale um Platz zwei in der Gruppe wieder zur Verfügung (1:0 gegen die Ukraine).
Ein Fallschirmpilot protestierte gegen Volkswagen und verletzte zwei Personen
Kurz vor Anpfiff des Spiels Deutschland gegen Frankreich in der Gruppe F in München ist ein Fallschirmpilot ins Stadion geflogen. Der Umweltaktivist aus Pforzheim hatte im Landeanflug zwei Männer am Kopf verletzt, die ins Krankenhaus mussten. Der Motorschirmpilot wurde festgenommen, sein Fluggerät sichergestellt.
Gegen den 38-Jährigen wird wegen verschiedener Delikte ermittelt, darunter schwerer Eingriff in den Flugverkehr, Hausfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung. Eigentlich wollte die Umweltorganisation Greenpeace mit der Aktion gegen Sponsor Volkswagen protestieren. Die Verantwortlichen von Greenpeace entschuldigten sich für die missglückte Aktion.
Volles Haus in Budapest
Das Ferenc-Puskas-Stadion in Budapest ist das einzige, das während der Euro voll ausgelastet werden darf. Trotz Corona entschied die Regierung rund um Victor Orban, dass alle 67 100 Plätze besetzt werden dürfen. Ungarn kämpfte gegen Portugal um einen Punkt, am Ende siegten die Titelverteidiger aber doch mit 3:0. Im zweiten „Heimspiel“ gab es dann aber tatsächlich die Sensation. Gegen Weltmeister Frankreich erreichte die Truppe von Nationaltrainer Marco Rossi sensationall ein 1:1. Beim Treffer der „Magyarok“ tobte das Stadion. Und nicht nur das. Torschütze Attila Fiola eskalierte dabei selbst komplett. Zuerst rannte der 31-Jährige in Richtung Tribüne, machte dann aber vor dem Tisch einer Journalistin halt. Eben jener jagte er dann den Schreck ihres Lebens ein, hämmerte er mit beiden Händen doch förmlich auf den Tisch. Anschließend pfefferte er eine Wasserflasche mit einer derartigen Wucht vom Tisch, dass die Journalistin zurückspringen musste, um nicht getroffen zu werden. Ob es eine besondere Hintergrundgeschichte gibt oder Fiola damit seiner Freude einfach nur freien Lauf lassen wollte, war nicht klar. Ein spezieller Jubel war es auf alle Fälle. Im dritten Gruppenspiel konnte Ungarn nicht vor so vielen Fans jubeln, da sie auswärts in München antreten mussten und dort mit 14 500 Fans vergleichsweise nur den Bruchteil der Zuschauer in Budapest zugelassen war.
Da in London aufgrund der Delta-Mutation lange unklar war, wieviele Fans wirklich im Halbfinale und Finale ins Stadion dürfen, stand sogar im Raum, dass Budapest alle drei Matches übernimmt. Nun einigte sich die UEFA mit London darauf, dass im Wembley-Stadium statt 40 000, nun doch 60 000 Menschen pro Spiel Eintritt bekommen.
Sommer fährt nach Hause
Das hat allerdings nichts mit der Klatsche zu tun, die sich der Schweizer gegen Italien eingefangen hat. Vielmehr wollte Yann Sommer bei der Geburt seines zweiten Kindes dabei sein. In Absprache mit der UEFA flog er deshalb nach Köln. Da er allerdings bereits zweimal geimpft ist, durfte er die Teambubble verlassen, ohne eine Strafe oder Sperre fürchten zu müssen. Am Ende ging alles gut und Sommers Frau Alina brachte eine gesunde Tocher namens Nayla zur Welt. Der Schweizer Einsertormann traf pünktlich wieder beim Team ein und stand gegen die Türkei beim 3:1-Sieg auch schon wieder zwischen den Pfosten.
Cristiano Ronaldo stellt Weltrekord ein
Es gibt wohl fast keinen Rekord, den der Portugiese Cristiano Ronaldo nicht innehat. Vor kurzem baute der Stürmer von Juventus Turin die Führung in der ewigen EM-Torjägerliste aus. Mittlerweile hält er dort bereits bei 14 Treffern. In diesem Turnier jagt er die Torschützenkrone mit aktuell fünf Toren. Den Weltrekord an erzielten Länderspieltoren hielt bis vor kurzem noch Ali Daei aus dem Iran. Der ehemalige Stürmer des FC Bayern kam in 149 Länderspielen auf 109 Tore. So viele hat auch Ronaldo(178 Länderspiele) schon erzielt seit seinem Elfmeterdoppelpack gegen Frankreich im letzten Gruppenspiel. Sollte er auch gegen Belgien im Achtelfinale ins Schwarze treffen, dann gehört ihm dieser unfassbare Rekord alleine.
Eigentore als neuer Trend
Noch nie sind so viele Eigentore bei einem Turnier gefallen wie bei diesen Europameisterschaften. Eine richtige Erklärung gibt es nicht wirklich, da auch einige kuriose Eigentore dabei waren, die eher durch Zufall und Unkonzentriertheit zustande gekommen sind. Insgesamt trafen die Spieler schon achtmal in das falsche Tor. Portugal (gegen Deutschland) und Slowakei (gegen Spanien) passierten sogar zwei Eigentore in nur einem Spiel. Bei allen 15 Europameisterschaften zusammen gab es bisher nur acht Eigentore, diesmal sind es also nur nach der Vorrunde genauso viele.
Bukarest statt Budapest
Sechs französische Fußballfans wollten sich das Match ihrer Mannschaft gegen Ungarn anschauen. Dafür planten sie extra eine Reise nach Budapest. Wie die rumänische Zeitung "Jurnalul National" berichtet, war allerdings bei der Buchung der Flugtickets eine Verwechslung passiert. So hatten die Franzosen je drei Tickets nach Budapest und nach Bukarest gebucht. Wie jedoch alle nach Bukarest fliegen konnten, ist unklar. Wahrscheinlich seien sie in ein falsches Flugzeug gestiegen, schreibt die Zeitung. In Bukarest angekommen, seinen die Männer anderen Fußballfans gefolgt, im Glauben, dass sie auch ins Stadion gehen würden.
Doch am Stadion sind die Frankreich-Fans nie angekommen. Als sie sich in ein Café setzten, trafen sie zufällig den Journalisten von "Jurnalul National", dem die Franzosen in ihren blauen Dressen auffielen und der die Sache dann aufklärte. Statt das Spiel also live im Stadion in Budapest mitzuerleben, haben sie sich die Partie (1:1) in einer Kneipe in Bukarest angesehen.
24.06.2021
Gruppe A:
Italien plötzlich Topfavorit
Kein Team hinterließ so einen guten Eindruck wie die Squaddra Azurra. Italien gewann alle drei Vorrundenmatches sicher zu Null und krönte sich souverän zum Gruppensieger. Mittlerweile ist das Team Trainer Roberto Mancini schon seit 30 Spielen unbesiegt, zudem gab es seit elf Partien kein einziges Gegentor. Auch im Achtelfinale gegen Österreich ist man hoher Favorit.
Hinter Italien ist überraschend Wales Zweiter geworden. Das Team rund um Superstar Gareth Bale trotzte der Schweiz ein Unentschieden ab und ließ der Türkei keine Chance (2:0). Gegen Italien verlor man „nur“ mit 0:1.
Von der Schweiz durfte man sich mehr erwarten, aber letztlich qualifizierte sich die Nati doch noch für das Achtelfinale nach einem lockeren 3:1 gegen die Türkei. Enttäuschend blieb die Türkei. Drei Spiele, drei klare Niederlagen und ein Torverhältnis von 1:8. Das bedeutet den 24 Rang von 24 teilnehmenden Nationen.
Gruppe B:
Die Nummer eins der Welt bleibt spitze
Belgien dominierte die Gruppe B nach Belieben. Trainer Martinez schickte in allen drei Matches sein stärkstes Team auf das Feld. Das könnte sich noch als Vorteil erweisen, da sich die Weltklasseakteure noch besser einspielen konnten für die nächsten großen Herausforderungen im Play-Off.
Dänemark holte zwar nur drei Punkte, aber es reichte für den zweiten Platz in der Gruppe. Im ersten Spiel gab es ja den schmerzhaften Zwischenfall mit ihrem Superstar Christian Eriksen, der ja zum Glück schon auf dem Weg zur Besserung ist. Danach spielte Dänemark auch ohne den Inter Mailand-Legionär groß auf. Trotz einer weiteren Niederlage gegen Belgien folgte dann der furiose Sieg gegen Russland (4:1).
EM-Debütant Finnland wurde überraschend Dritter in der Gruppe nach dem Auftaktssieg gegen Dänemark (1:0). Gegen Russland verhinderte eine Abseitsstellung den Führungstreffer, danach verlor man mit 0:1. Für Russland kam aber das Aus und nur der letzte Rang der Gruppe.
Gruppe C:
Die Niederlande spazieren locker durch die Gruppenphase
Oranje ist wieder in. Die Niederlande siegte in allen drei Spielen der Vorrunde locker, auch wenn sie in der Auftaktpartie gegen die Ukraine nach einer 2:0-Führung den Ausgleich hinnehmen mussten.
Einerseits überraschend, weil sie es noch nie geschafft haben, andererseits erwartungsgemäß schaffte Österreich als Zweiter erstmals bei einer Euro den Aufstieg ins Achtelfinale. Die Ukraine schien ihr Pulver schon nach dem Match gegen die Niederlande (2:3) verschossen zu haben. Nach einer intensiven, temporeichen Partie folgten zwei schwerfällige Matches gegen Underdog Nordmazedonien (2:1) und Österreich (0:1). Nordmazedonien konnte beim Debüt nicht punkten und wurde klar Letzter mit einem Torverhältnis von 2:8. Nur die Türkei war noch schlechter. Außerdem kündigte Teamchef Igor Angelovski nach dem letzten Spiel gegen die Niederlande seinen Rücktritt an.
Gruppe D:
Glanzlose Engländer gewinnen die Gruppe
Sieben Punkte und ein Gruppensieg ohne je zu glänzen, so könnte man die Bilanz von England kurz zusammenfassen. Gegen alle drei Gegner Kroatien, Schottland und am letzten Spieltag Tschechien war man klar das bessere Team, doch überzeugend waren die Leistungen bisher noch nicht.
Ebenso nicht beeindruckend, aber dennoch gereicht hat es für Kroatien. Der Vizeweltmeister kam nur sehr langsam in die Gänge und katapultierte sich mit einem starken Finish im letzten Gruppenspiel gegen Schottland noch auf Rang zwei in der Gruppe. Tschechien schaffte als Dritter auch den Aufstieg unter die besten 16. Doch auch hier wartet man noch auf ein Offensivfeuerwerk. Einzig Patrik Schick wusste mit drei Treffern zu überzeugen. Schottland kämpfte in jeder Partie aufopfernd, am Ende war aber nicht mehr als ein Punkt drinnen, wobei dieser ausgerechnet gegen England errungen wurde.
Gruppe E:
Die Schweden erweisen sich als harter Brocken
Von Anfang an war diesmal klar, dass man mit Schweden rechnen muss. Seit 2004 in Portugal gab es für die Skandinavier keine Ko-Phase mehr, diesmal trotzte man gleich Favorit Spanien ein 0:0 ab. Nach dem Sieg gegen die Slowakei (1:0) folgte auch noch ein voller Erfolg gegen Polen (3:2). Spanien bekleckerte sich nicht gerade mit Ruhm in der Gruppenphase. Mit nur einem Unentschieden ins Turnier gestartet, kam man gegen Außenseiter Polen auch nicht über ein 1:1 hinaus. Erst gegen die Slowakei am letzten Spieltag triumphierte La Furja Roja mit 5:0. Mit Slowakei und Polen schieden in dieser Gruppe gleich zwei Teams aus.
Gruppe F:
Deutschland schummelt sich unter die letzten 16
Es war zu erwarten, dass die Gruppe F mit Weltmeister Frankreich, Titelverteidiger Portugal, Deutschland und dazu noch Ungarn die härteste wird. Frankreich zeigte zum Auftakt auch seine Klasse und siegte gegen Deutschland mit 1:0, während Portugal lange gegen Ungarn kämpfen musste, aber dann das Spiel doch noch klar mit 3:0 für sich entschied. Deutschland konnte sich am zweiten Spieltag steigern und verwandelte einen 0:1-Rückstand in einen 4:2-Sieg. Ungarn schaffte mit dem 1:1 gegen Frankreich eine Überraschung. In der letzten Runde war Ungarn sogar der ganz großen Sensation ziemlich nahe, doch Deutschland schaffte wenige Minuten vor Ende des Spiels noch den 2:2-Ausgleich und den Aufstieg ins Achtelfinale. Frankreich verteidigte mit dem 2:2 gegen Portugal die Tabellenführung. Somit blieb die ganz große Überraschung aus.
24.06.2021
Die Europameisterschaft in elf verschiedenen Städten in zehn Länder wird wohl ein einmaliges Projekt bleiben.
Foto: UEFA
Im Rahmen des 60.Geburtstages der UEFA wurde Großes geplant und erstmals in der Geschichte sollte eine paneuropäische Europameisterschaft ausgetragen werden. Als einmalige Geschichte war die Idee bestimmt nicht schlecht, doch die Tatsache, dass 13 Städte aus zwölf verschiedenen Nationen nicht leicht zu verwalten seien war klar und dann kam auch noch die Corona-Pandemie.
Zu groß und zu teuer
Brüssel wurde der Status als Austragungsort schon recht früh entzogen, da der Bau des neuen Grimbergstadions nie richtig begonnen wurde. Hauptgrund war ein Streit zwischen Flandern und dem Rest des Landes, in dem es fehlende Grundstückflächen für das Stadion ging. Ohne diese Flächen hätte das Stadion weder einen Eingang noch einen Ausgang gehabt. Zudem schien die Kapazität mit 60 000 Sitzplätzen als viel zu groß kalkuliert. Der RSC Anderlecht hätte das Oval für seine Heimspiele in der belgischen Meisterschaft nützen sollen, lehnte aber aufgrund der extremen Größe sein Interesse an diesem Stadion ab. Und dann gab es noch die horrenden Kosten von 300 bis 400 Millionen Euro für den Neubau. Nachdem Belgien zur Deadline keine Garantie für mehr für den Bau des neuen Nationalstadions abgeben konnte, wurde Brüssel aus dem Programm für die Euro 2020 gestrichen.
Bilbao wurde durch Sevilla ersetzt
Damit waren es nur noch zwölf Städte. Die Corona-Pandemie hat dann noch seines dazu beigetragen, dass zwei weitere Austragungsorte doch nicht zum Zug kommen sollten. Mit der Verschiebung des Turniers von 2020 auf 2021 schien ja alles angerichtet für ein großes Fußballfest. Leider hat Corona nicht ganz mitgespielt und zwang die Austragungsorte zu einer Reduktion der Zuschauerauslastung in den Stadien. Statt ausverkauften Häusern sollten die Spielorte lediglich 25 Prozent der ursprünglichen Kapazität zulassen dürfen.
Im „Estadio de San Memes“, das 50 000 Sitzplätze fasst, hätte das Spanische Team seine drei Vorrundenmatches absolvieren sollen und dazu hätte es noch ein Achtelfinale gegeben.
Da sich die Baskische Regionalregierung aufgrund der Corona-Situation nicht in der Lage sah, überhaupt Fans in Stadion zu lassen, strich das UEFA-Exekutivkomitee Bilbao als Austragungsort und verlegte die Spiele nach Sevilla ins dortige Olympiastadion. Zudem bekommt die baskische Hauptstadt nun von der UEFA 1,3 Millionen Euro Entschädigung und zwei Endspiele europäischer Bewerbe. In den nächsten Jahren werde Bilbao Schauplatz eines Europa-League Finals sowie auch eines Endspiels der Championsleague der Frauen sein. Die Basken sind also mit einem blauen Auge davongekommen.
Dublin spekulierte mit einer EM ohne Fans
Richtig hart traf es Irland mit dem Austragungsort Dublin. Lange galt die irische Hauptstadt mit dem Aviva Stadium als Vorzeigemodell. Alle Auflagen wurden ordnungsgemäß erfüllt, der Zuspruch der Dubliner Bevölkerung zur Euro war der größte aller Teilnehmerstädte und dann kam Corona. Die Verschiebung um ein Jahr schien, wie in allen anderen Städten auch, kein Problem darzustellen. Doch die zweite Welle der Pandemie dauerte in Irland länger als anderswo und somit konnte Premierminister Leo Varadkar keine Garantie dafür abgeben, dass Dublin sein Aviva Stadium mit 25 Prozent der Gesamtkapazität für die Euro auslasten könne. Die UEFA verschob die Frist für die Bekanntgabe der Zusicherung für die Auslastung zweimal, aber in dieser Zeit wollten die Coronazahlen nicht wirklich sinken und man spekulierte bereits, ohne Fans zu spielen. Diese Variante schien auch realistisch, aber die UEFA änderte ihre Pläne und strich Dublin kurzer Hand einfach von der Liste der sogenannten „Host Cities“. Die drei Gruppenspiele wanderten nach St.Petersburg, das geplante Achtelfinale wird London übernehmen und somit bleibt es im Aviva Stadium während der Euro dunkel. Mittlerweile sind in Dublin die Coronazahlen tatsächlich auch drastisch gesunken, doch Geduld bewies weder die UEFA noch die irische Regierung.
Elf Städte bleiben übrig
Bleiben nun elf Austragungsorte übrig, die alle Zuschauer in ihren Stadien zugesichert haben. Allerdings ist die Auslastung von Arena zu Arena verschieden. Etwas vorsichtiger ist man in München. Hier dürfen von 70 000 Fans in der Normalzeit während der Euro nur 14500 Zuschauer Platz nehmen. Auch in Amsterdam 12000/55000, Bukarest 13000/54000, Rom 17000/68000, Sevilla 18000/60000, Kopenhagen 12000/38000 und Glasgow 12000/51000 waltet die Vorsicht.
Etwas anders präsentierten London, Baku und St.Petersburg ihre Pläne. In der Finalstadt London sollen zuerst 22500 bis 45000 Zuschauer im 90000 Plätze fassenden Wembley-Stadium Einlass finden. Im Finale soll sogar ein volles Haus möglich sein. Es wird aber davon abhängen, wie sich die Entwicklung der neuesten Corona-Variante in Großbritannien zeigt.
In Baku wird das Oval mit 34500 Fußballanhängern fasst zur Hälfte gefüllt sein. 69000 Leute dürften bei Normalbetrieb hinein. In St.Petersburg wird genau das halbe Stadion mit Fans besetzt sein (30500/61000).
Komplett anders zeigt sich die ungarische Hauptstadt. Warum weiß niemand, aber in Budapest werden wie von Anfang an vorgesehen alle 67000 Plätze in der Puskas-Arena offiziell voll ausgelastet sein. Welches Land bzw welche Stadt hier die beste Taktik hat, wird sich erst am Ende der Europameisterschaft herausstellen. Die Coronazahlen werden wohl sehr genau betrachtet werden. Die Idee eines paneuropäisches Turniers war bestimmt keine schlechte, aber in Bezug auf die Corona-Pandemie mit all den Gefahren und Reiseauflagen kam die Umsetzung wohl zur falschen Zeit.
Heute um 21Uhr geht es nun los in Rom mit dem Eröffnungsspiel Italien gegen die Türkei. Davor werden DJ Martin Garrix und die U2-Stars Bono und The Edge den EM-Song „We are the people” zum besten geben. Allerdings wird nicht live vor Ort performt, das Lied wird in 3D auf die Bühne projiziert. Tatsächlich singen Bono und Co. in London. Insgesamt werden also 17000 statt der eigentlichen 68000 Zuschauer live zusehen können, dafür aber Millionen vor den Fernsehgeräten zu Hause. Denn auch Public Viewing ist diesmal nirgends geplant.
11.06.2021